Totenklippe by Jónasson Ragnar

Totenklippe by Jónasson Ragnar

Autor:Jónasson, Ragnar [Jónasson, Ragnar]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


12. Kapitel

»Hanna sprüht vor Lebenslust«, sagte Kristín, als sie auf ihrem Zimmer waren. Sie hatte es sich im Bett bequem gemacht, während Ari Þór an dem kleinen Schreibtisch hockte.

»Kann man so sagen«, erwiderte er.

»Sie erinnert mich an diese Sängerin …«

»Mich auch.« Ari Þór lächelte. »Und was hast du heute so gemacht?«

»Nicht viel, ich hab mich irgendwie schlapp gefühlt. Eigentlich wollte ich rüber nach Sauðárkrókur fahren und den alten Mann besuchen, aber das mache ich morgen.«

»Ganz allein?«

»Ja. Die Straßen sind gut, und ich muss etwas unternehmen. Um die Mittagszeit bin ich zurück. Ich mache mir keine Illusionen, dass du morgen hier fertig bist, und rechne damit, dass wir Weihnachten hier feiern. Für mich ist das okay, du bist derjenige, dem Heiligabend so wichtig ist.«

»Sei nicht albern«, sagte Ari Þór kopfschüttelnd. »Wir können morgen auf der Rückfahrt nach Siglufjörður dort anhalten. Woher kommt eigentlich das plötzliche Interesse an deiner Familiengeschichte?«

»Lass mich machen, was ich will, okay?«, entgegnete sie mit einem Mal gereizt.

Doch Ari Þór kannte Kristín Stimmungsschwankungen und hatte gelernt, damit umzugehen. In einem Moment war sie überglücklich, und im nächsten zogen dunkle Gewitterwolken über ihr Gesicht. Er schob es auf die Schwangerschaft und die damit einhergehende Müdigkeit.

»Ich finde es wichtig, etwas über meine Herkunft zu wissen«, sagte sie mürrisch, »auch wenn deine dich anscheinend nicht interessiert und du nie ein Wort über deine Eltern verlierst, geschweige denn über deinen Vater.«

Ari Þór schwieg. Sie hatte einen wunden Punkt getroffen und wusste das auch. Es war zwecklos, darüber zu streiten.

»Was für ein Mensch war er denn?«, hakte sie nach. »Und was für ein Vater? Ich weiß überhaupt nichts …«

»Er war gut zu mir«, sagte Ari Þór schnell.

»Vor ein paar Monaten habe ich im Netz nach Informationen über sein Verschwinden gesucht. Du hast erzählt, er wurde nie gefunden.« Sie hielt inne. »Glaubst du, er hat sich umgebracht?« Doch sie bereute die Frage augenblicklich.

»Ich möchte lieber nicht darüber sprechen«, erwiderte Ari Þór.

»Du willst nicht wissen, was mit ihm passiert ist …?«

»Lass uns das Thema wechseln«, sagte er trotzig. »Darüber können wir ein andermal reden. Ich bin momentan zu sehr mit der Sache auf Kálfshamarsvík beschäftigt.«

Er wollte nicht lügen, aber auch nicht die Wahrheit sagen. Kristín wusste nichts davon, doch zu Beginn ihrer Beziehung hatte er Nachforschungen über die Umstände des Verschwindens seines Vaters angestellt und kannte die Wahrheit. Seine Recherchen hatten sein generelles Interesse an Ermittlungen geweckt und sogar dazu geführt, dass er sich bei der Polizei bewarb. Sein Beruf war also etwas, was er seinem Vater zu verdanken hatte – oder woran er schuld war, je nachdem, wie man es sehen wollte.

Die Geschichte vom Verschwinden seines Vaters wollte er unbedingt für sich behalten, zumindest im Moment. Eines Tages würde er sie ihr vielleicht erzählen, aber bestimmt nicht jetzt.

»Okay … trotzdem will ich mehr über meinen Urgroßvater wissen«, sagte sie, etwas friedlicher gestimmt. »Ich finde es faszinierend, etwas über die eigene Herkunft zu erfahren, auch wenn du das nicht tust. Und morgen arbeitest du, und ich habe sonst nichts zu tun.«

Sie ließ sich nicht umstimmen,



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